Von Menschen und Maschinen
Zeitmaschine / / / Oktober 2017
Im Jahr 1785 saß noch ein kleiner Mensch im ersten Schachroboter. Es dauerte dann bis 1996, als erstmals der IBM-Rechner Deep Blue den Schachweltmeister Garri Kasparov besiegte. Und heute? Da arbeitet sein Nachfolger, der Supercomputer Watson, bereits als erster künstlich schlauer Sachbearbeiter für einen japanischen Versicherer

Der Automat, der die besten Schachspieler Europas besiegte, war nur ein Schwindel. Im Inneren saß ein schlaues Kerlchen, das Kopf, Arme und Hände der Puppe bediente. Womöglich geht der umgangssprachliche Ausdruck „getürkt“ auf diese Lügengeschichte zurück. Der Erfinder Wolfgang von Kempelen hatte buchstäblich „einen Türken“ gebaut.
1785
»Die Figur, als ein Türk gekleidet, sitzt auf einem Stuhle.
Kaum stellt sich der Gegenspieler davor, so hört man ein
schwirrendes Geräusch im Inneren der Kommode, etwa wie beim
Schlagewerke einer Wanduhr. Der Kopf dreht sich nach den beiden
Seiten, und richtet sich wieder in die Mitte, gleichsam als ob die
Maschine die Stellungen des Spiels übersähe.«
Johann Samuel Halle in seinem Buch »Magie oder die Zauberkräfte der Natur«. Der von Wolfgang von Kempelen erfundene Schachroboter erregte weltweit Aufsehen.
2017
»Watson erkennt selbst Sarkasmus. Wenn sich ein Kunde angesäuert beim Vertrieb per Mail über eine verspätete Lieferung beklagt, ist Watson fähig, den schrägen Ton zwischen den Zeilen zu erkennen und eine schnelle Antwort zu empfehlen – plus Formulierungshilfe.«
Ralf Bucksch, Leiter der technischen Teams bei IBM Deutschland, im »Handelsblatt«. Der IBM-Watson ist seit Kurzem bei dem japanischen Versicherer Fukoku im Einsatz.
»Unser Ziel ist ein perfektes Miteinander von Mensch und Maschine. Im Auto wird mithilfe künstlicher Intelligenz das Leben leichter und die Fahrt sicherer.«
Prof. Rupert Stadler, Audi-Vorstandschef, auf dem UN-Kongress Artificial Intelligence (AI) for Good. Im neuen Audi A8 gibt es eine »AI-Taste« in der Mittelkonsole. Einmal gedrückt, »denkt« das System für den Fahrer mit. Das Helferlein schlägt Dienstleistungen vor und bucht sie auf Wunsch der Insassen.
2029
Bis zum Jahr 2029 müssen wir noch durchhalten, dann können wir von unserem Ich eine Sicherheitskopie machen und ewig leben.
Ray Kurzweil, Visionär und Erfinder, in »Psychology Today«. Der US-amerikanische Autor von »Das Geheimnis des menschlichen Denkens« ist Director of Engineering bei Google.