Ein Tag voll erlebter Geschichte
Regio Nord / / / November 2017
Zusammen sind sie 266 Jahre alt. Alle vier verbindet ein Job, den stets einer von ihnen an den jeweils nächsten weitergereicht hat: Sie waren oder sind Büroleiter der Geschäftsstelle Aachen. Und jetzt haben sich alle vier erstmals zusammengefunden, bei einem wohl einzigartigen Treffen der Generationen.

Zusammen 57 Jahre Aachener Büroleitung über vier Generationen hinweg (v. l. n. r.): Heinrich Offermanns, 91, Helmut Eßer, 72, Josef Mayworm, 64, und Mario Oelze, 39
it einem Mal standen sie sich gegenüber: Heinrich Offermanns mit seinen beachtlichen 91 Jahren, Helmut Eßer mit 72, Josef Mayworm, 64 Jahre alt, und Mario Oelze mit 39 Lenzen. Als Büroleiter in Aachen haben sie seit 1960 ununterbrochen für das reibungslose Funktionieren der Geschäftsstelle gesorgt. Vier Männer, die in den zusammen 57 Jahren ihres Wirkens immerhin 13 GSL haben kommen und gehen sehen. Als der Jüngste von ihnen geboren wurde, war der Älteste bereits 18 Jahre im Amt.
„Für uns alle war diese Begegnung einfach irre spannend“, erinnert sich der Jüngste im Bunde, Mario Oelze. Eigentlich sei dieses Zusammentreffen der vier Generationen eher ein Zufall gewesen – und zumindest für zwei der vier auch eine besondere Überraschung, wie Oelze weiter berichtet. Denn weder Offermanns noch Eßer wussten, dass sie ihre Nachfolger treffen würden. „Unser jährliches Pensionärstreffen in der Geschäftsstelle wird ja stets vom aktuellen Büroleiter organisiert. Zwei der Herren sind ja bereits im Ruhestand, Josef Mayworm geht zum Jahresende in Pension“, so Oelze, der als Jüngster einfach mit dazugebeten wurde.

31. März 1986: Heinrich Offermanns (2. v. l.) wird bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand mit einem Rolls-Royce abgeholt, begleitet von seinem ehemaligen GSL Henning Schulte-Noelle (3. v. l.)
Heinrich Offermanns hatte immerhin schon am 1.März 1960 die Büroleitung übernommen. „Innerhalb seiner 26 Dienstjahre hat er dabei viele GSL erlebt“, so Oelze. So hatte unter anderem von Ende 1976 bis Ende 1978 auch der spätere Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsratschef der Allianz SE, Henning Schulte-Noelle, die Leitung der Geschäftsstelle Aachen inne. Und Offermanns selbst war es, der gleich auch seinen eigenen späteren Nachfolger Helmut Eßer als Azubi gewann. Sogar den zaghaften Anfang des technischen Umbruchs erlebte Offermanns gegen Ende seiner Amtszeit noch mit: „Ab Mitte der 80er-Jahre gab es in der Geschäftsstelle einen einzigen zentralen Rechner, mit monochrom grünem Bildschirm. Als Offermanns schließlich am 31. März 1986 in den Ruhestand ging, wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Zur Verabschiedung ließ Schulte-Noelle den verdienstvollen Allianzer mit einem schneeweißen Rolls-Royce abholen.

Der Alte und der Neue: Heinrich
Offermanns (l.) und sein Nachfolger
Helmut Eßer (M.)
Von Offermanns übernahm Eßer das Zepter für gut zwei Jahrzehnte. „Er hatte gleich auch zwei Umzüge innerhalb der Theaterstraße in Aachen zu managen“, berichtet Oelze. „Noch während der Betrieb weiterlief, wurde umgebaut, und Eßer selbst griff zur Schaufel, um den Prozess zu beschleunigen.“ Wie schon sein Vorgänger erlebte auch Eßer in seinen 20 Jahren zahlreiche GSL. Zu ihnen gehörte von 1990 bis 1992 etwa Werner Zedelius, späterer Allianz SE Vorstand und heutiger Aufsichtsratschef der Allianz Deutschland AG. „Und da Zedelius gerade selbst in den ,Club der Pensionäre‘ eintritt, haben wir die Gelegenheit genutzt, ein Grußwort an ihn als ehemaligen GSL zu richten. Ein Münchner Filmteam interviewte den einen oder anderen Wegbegleiter“, so Oelze.
Mit Eßers Pensionierung Anfang 2007 trat wiederum ein Nachfolger aus den eigenen Reihen an: Josef Mayworm war bereits seit der Ausbildung als „Kind der Allianz“ in der Geschäftsstelle Aachen groß geworden. Ein Umzug durfte auch in seinen neun Dienstjahren nicht fehlen – Ende 2007 ging es zurück in die alten Räumlichkeiten von vor neun Jahren. Jetzt steht Mayworm selbst in den Startlöchern und wechselt mit Beginn 2018 in die Reihen der Pensionäre. Als Jüngster der vier hat Mario Oelze seit Juli vorigen Jahres die Büroleitung inne.

Schreibtische noch ohne Computer – Helmut Eßer 1985 an seinem Arbeitsplatz
Was Wunder also, dass angesichts dieser Lebensläufe beim Treffen der vier so manche Historie auf den Tisch kam. „Eine tolle Chance, sich mal über Geschichte und Geschichten der Geschäftsstelle zu unterhalten, ausführlich über die gute alte Zeit zu sinnieren und darüber, was davon heute noch übrig ist“, sagt Oelze. Denn der Büroleiter sei ja derjenige in der Geschäftsstelle, der „den Laden zusammenhält“ und „für das notwendige Arbeitsklima wie auch eine gute Stimmung sorgt“.

Zwei Umzüge und viel Umbau –
Helmut Eßer griff selbst mit zu Besen
und Schaufel (1986)
Die Runde machten viele Fotos aus vergangenen Tagen, aus einer Zeit ohne Computer, stattdessen mit viel Papier. Bilder von museal anmutenden Schreibtischen: ohne Tastatur und Bildschirm, dafür mit Schreibmaschinen und antiquierten Telefonen mit Wählscheibe. Handarbeit statt Digitalisierung, Telex statt Videotelefonie. „Heute besteht die Mannschaft aus fünf bis sechs Mitarbeitern, früher dagegen waren es schon mal 15 bis 20“, so Oelze. „Wer etwas mit seiner Versicherung zu klären hatte, kam in die Geschäftsstelle – heute kaum noch denkbar.“ Doch gerade daraus seien über die Jahre hin ganz besondere persönliche Kontakte entstanden, die sogar heute noch in den Gesprächen weiterlebten. „Gerade wenn ich einen neuen Kunden habe, dann kann ich ihn etwa über Videotelefonie sehen, das ist schon ein Stück persönlicher als über Brief oder Telefon. Aber auf die ,analoge‘ Art, wenn ich ihm persönlich begegne, ihn per Handschlag begrüße und mit einem Kaffee empfange, entsteht ein völlig anderes Verhältnis, was manch ein Kunde schon vermisst“, so Oelze, der sich ebenso wie die „Öcher Pensionäre“ jetzt schon auf das nächste Treffen freut.

Die Aachener Mannschaft 1987 mit Büroleiter Helmut Eßer (M.) und seinem späteren Nachfolger Josef Mayworm (l.)