Ohne Strategie, aber mit Plan B
Regio Nord / / / Oktober 2018
Marian Lenz musste erst 40 Jahre alt werden, bis ihn sein Weg zur Allianz führte. Seit 2015 betreibt er die ehemalige Agentur seiner Mutter in neuen Räumlichkeiten als Hauptvertreter. Von einem der sich lange bitten ließ, bis er in die Fußstapfen seiner Mutter trat, um dann doch etwas ganz Neues zu machen.

Sylvia Lenz und Marian Lenz: „Ich wollte nicht weniger arbeiten, nur flexibler.“
urück zu Mama mag für viele Söhne ein komfortabler Gedanke, manchmal sogar das ultimative Eingeständnis des eigenen Scheiterns sein - Marian Lenz hatte aber einen ganz anderen Antrieb für seinen beruflichen Neuanfang. „Ich wollte einfach häufiger bei meinen Söhnen sein – mehr Zeit mit der Familie verbringen können. Es war und ist mein Anspruch, als Papa auch da zu sein.“
Ansprüche scheinen dabei des große Leitmotiv in Lenz‘ Leben zu sein: Seine drei und sechs Jahre alten Söhne haben Ansprüche. Die Mutter soll mit der Agenturübernahme zufrieden sein, besser wäre natürlich, sie wäre stolz; die Kunden müssen zufrieden sein, besser wäre natürlich, sie wären begeistert.
Dass der Weg hart sein kann und trotzdem genau richtig ist, wird nur allzu deutlich, wenn man Marian Lenz, Hauptvertreter aus Malchow, bei der Arbeit besucht.
Aber Lenz sagt: „Ich mache nichts Besonderes, ich habe keinen Plan, keine Strategie. Ich habe einfach nur sehr viel Arbeit und familiäre Verpflichtungen – beides ist auch schön, aber für Konzepte, Prozesse oder Zielsetzungen habe ich gar keine Zeit.“ Wenn einer so sehr mitten im Leben steht, offensichtlich höchste Ansprüche an sich selbst hat und bloß niemanden vergessen oder übersehen will, dann ist die Zeit des Nachdenkens und des Pläneschmiedens meistens etwas länger her.
Lenz hatte vor seiner Zeit bei der Allianz einen leitenden Vertriebsposten in der regionalen Baustoffindustrie von Mecklenburg-Vorpommern, wo er nach seiner Ausbildung über 20 Jahre tätig war. Inklusive der Fahrtzeiten arbeitete er bei seinem alten Arbeitgeber so viel, dass seine Familie deutlich zu kurz kam. Ausschlaggebend war sein Sohn Oskar, sagt dessen Großmutter Sylvia, die die Agentur Lenz 1990 gegründet hat.
Da traf es sich für den zweifachen Vater nicht so schlecht, dass die Leitung in der Allianz Geschäftsstelle Neubrandenburg längst und auch mehrfach Interesse an einer Beschäftigung des Vertriebsprofis bekundet hatte. Lenz sagte schließlich „ja“, und kündigte seinen alten Job, nicht ohne eine Rückkehroption mit seinem alten Arbeitgeber ausgehandelt zu haben. Das waren die Pläne: Plan A, wie Allianz und Plan B, wie Baustoffe.
Mutter Sylvia hatte keine Minute Zweifel daran, dass Marian Lenz die Aufgabe bei der Allianz gestemmt kriegt. „Er war von der Pike auf dabei, denn schon zu seinen Kindergartenzeiten sind wir bis zu 20 Kilometer weit mit dem Fahrrad zu den Kunden gefahren. Ich habe kassiert und er hat die Marken geklebt“, erinnert sich die 69-Jährige.
Lenz selbst sagt ganz klar: „Es geht mir im Moment sehr gut, ich habe eine Menge Kontakte in der Baubranche, Mitarbeiter und auch Chefs, die ich von früher kenne. Das hilft mir beim Neugeschäft, aber das wird nicht so bleiben. Chefs gehen ja auch irgendwann mal“, sagt er. Deren Empfehlungen von heute, sind die Grundlage für den Erfolg von morgen, Lenz weiß das, aber auch, dass seine Kontakte zukünftig, wenn nicht weniger, so doch anders werden. „Das wird so nicht fortsetzbar sein“, sagt er.
Und wenn doch, dann hat Lenz seinen Plan B längst gemacht, auch wenn er das selbst im Moment gerade nicht so präsent hat.

Sylvia Lenz begann ihre Karriere in der Versicherungsbranche 1972 als Nebenberufsvertreterin bei der Staatlichen Versicherung der DDR.