Stolpersteine in Weida
Regio Nord / / / Februar 2018
Aus Dankbarkeit für eine schöne Kindheit und weil er es versprochen hat, sich selbst und seinen Eltern, lässt Hans-Joachim Wolger, Nebenberufsvertreter aus Leipzig, die Einwohner seiner Geburtsstadt immer wieder Stolpern – damit sie nicht vergessen.

Gunter Demnig wird bei der Arbeit in Weida von einem Kamerateam des MDR begleitet.
s war ein jahrelanger Weg und „es gab auch Gegenwind“, sagt Hans-Joachim Wolger. Der Gebürtige Weidaer hat in seiner Heimatstadt die Aufarbeitung der NS-Verbrechen maßgeblich angestoßen und im vergangenen Jahr die ersten 5 Stolpersteine setzen lassen, die an zwei angesehene jüdische Familien aus Weida erinnern.
Wolger war von einem Treffen mit einem Auschwitz-Überlebenden so beeindruckt, dass er beschloss, sich die Aufarbeitung der Nazi-Pogrome in Weida zur Lebensaufgabe zu machen. Bei einem Friedhofsbesuch am Grab seiner Eltern, versprach er, nicht aufzugeben, bis die ersten Aufarbeitungs- und Recherche-Ergebnisse öffentlich und nachhaltig sichtbar sind.

Gunter Demnig (1.v.l.), Hans-Joachim Wolger (3.v.l.) gemeinsam mit Schülern aus der Projektgruppe und entfernten Angehörigen der Weidaer NS-Opfer
Die Idee zum Projekt "Stolpersteine stammt vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig. Seit 1992 wurden auf seine Initiative hin in mehr als 1.400 Orten in 19 Ländern Europas rund 60.000 Stolpersteine verlegt. Ein Stein kostet 120 Euro. Seit letztem Jahr liegen die ersten Erinnerungstafeln auch auf den Bürgersteigen von Weida – dank Hans-Joachim Wolger.
Der Leipziger Nebenberufsvertreter wollte seiner Stadt etwas zurückgeben – etwas mehr als nur ein paar Messingplatten für 120 Euro das Stück. Er wollte erinnern - und das ist ihm gelungen. Die Weidaer Bürger wissen nun dank Wolger, dass es in der Stadt jüdische Familien gab, die in der NS-Zeit verfolgt, deportiert, vertrieben oder in den Tod getrieben wurden.
Wolger ging mit seiner Idee zu den Lokalpolitikern und in die Staatliche Regelschule "Max Greil" Weida. Er gründete eine Projektgruppe und erforschte mit den Schülern die Lebensgeschichte zweier Familien und organisierte mit ihnen im Rathaus eine Ausstellung in der beispielhaft über die systematische Auslöschung jüdischen Lebens in Weida im Zuge der Novemberpogrome 1938 informiert wurde.
Die Stadt Weida hat dank Wolger inzwischen eine Tradition des Gedenkens an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die historische Aufarbeitung jüdischer Schicksale während des NS-Regimes ist für viele Bürger gleichermaßen lehrreich und interessant. Für dieses Jahr plant Wolger deshalb, eine Broschüre über die Zeit von 1933-1945 zu verfassen. „Wenn man einmal damit anfängt“, sagt er, „lässt einen das nicht mehr los.“