Der Drei-Milliarden-DM-Schaden
Regio Südost / / / August 2017
Was für eine Katastrophe: Am 12. Juli 1984 zerschlugen Tennisball-große Hagelkörner Autos, Häuser, Gärten in München. Allianz Berater erinnern sich an die Schäden und die Kulanz der Allianz

Lack ab: ein Porsche in München am Tag nach dem Hagel, mit Beulen, Dellen, kaputten Scheiben

Kundenberater Florian Günther:
„Mein Arbeitskollege lag im Fußraum
seines Golf GTI, um sich vorm Hagel
zu schützen.“
b im Südosten von München, am Ammersee, am Starnberger See, in Ebersberg oder Landsberg – am 12. Juli vor 33 Jahren, kurz vor 20 Uhr, verdunkelte sich der Himmel mit gelb-schwarzen Wolken. Dann hagelten fast eine halbe Stunde lang Tennisball-große Eiskugeln von bis zu 300 Gramm Gewicht auf Menschen, Häuser, Flugzeuge, Tiere nieder. Kundenberater Florian Günther, damals 20 Jahre alt und Azubi, heute bei der Münchner Agentur Joseph tätig, erinnert sich: „Mein Arbeitskollege war nach dem Unwetter wirklich geschockt. Er fuhr an jenem Tag mit seinem Golf GTI direkt durch den Hagelsturm und musste rechts ranfahren. Die großen Hagelkörner zerdonnerten ihm sämtliche Autoscheiben. Er konnte sich nur noch im Fußraum verstecken, um nicht selbst getroffen und verletzt zu werden.“ Auf den Straßen lag das Eis bald 20 Zentimeter hoch, und später hinderten Wassermassen selbst Straßenbahnen und Busse am Weiterfahren. Die Feuerwehr rückte zum größten Einsatz der Nachkriegszeit aus – insgesamt 3800 Mal. Die Bilanz der Nacht: etwa 400 Verletzte, drei Tote, 70.000 beschädigte Häuser, 200.000 kaputte Fahrzeuge, Sachschäden in Höhe von drei Milliarden Mark, davon nur 1,5 versichert. Und die große Frage: Was zahlt die Versicherung?

Ab 6 Uhr morgens: Autos stauten sich entlang der Türkenstraße. Mitarbeiter der Allianz versorgten Wartende mit Kaffee, Kuchen und einer Portion Trost

Der Kfz-Schadenschnelldienst in der Münchner Türkenstraße: Die „hauseigene“ Bayerische Versicherungsbank regulierte. Auf Wunsch gab's direkt einen Scheck vom Gutachter

Hans Joseph, Vertreter aus München:
„Kunden waren entsetzt, der Hagel
zerdonnerte die Hausverkleidung“
Auch bei Versicherungsvertreter Hans Joseph, der gerade im vierten Jahr selbstständig arbeitete, glühten die Telefondrähte am einstigen Agentur-Standort in der Lindwurmstraße (Südwesten von München). Joseph erzählt: „Dass Schäden an Kraftfahrzeugen durch die Allianz Kasko reguliert werden, war klar. Doch meine Kunden wollten dringend wissen, ob auch bei der Gebäude- und Hausratversicherung jeder Schaden reguliert werden würde. Der Grund: In ihr waren 1984 nur Schäden durch Sturm, also mit mindestens Windstärke 8, versichert –nicht Hagel für sich allein.“ Joseph hoffte mit seinen Kunden, unter ihnen – wie heute immer noch – eine Menge Hausverwaltungen und Wohnungseigentümergemeinschaften. Diese hatten viele ihrer Häuser dem Zeitgeist entsprechend mit Eternitplatten verkleiden lassen, die nun fast komplett zerschlagen an den Hauswänden hingen. Vertreter Joseph war sehr froh, dass die Allianz bereits am Tag nach der Katastrophe entschied: „Wir zahlen.“ Rund 50 Sachverständige aus dem ganzen Bundesgebiet begutachteten daraufhin Tausende Gebäude- und Hausratschäden. Drei Schadenschnelldienst-Stationen öffneten im Stadtgebiet München. Bei kleinen Kfz- und Gebäudeschäden reichte allein die Rechnung oder eine Handwerkerquittung. Joseph nennt die Regulierungspraktik von damals wegweisend: „Glas- und Gebäudeschäden oder kaputte Autos wurden anstandslos repariert und ersetzt. Die Allianz reagierte so schnell, kulant und unkompliziert, dass meine Kunden begeistert waren. Ihr Vertrauen in den Versicherungsschutz wurde bestätigt, gestärkt und meine Allianz Agentur daraufhin sehr oft weiterempfohlen.“ Kein Kunde von Joseph nutzte diese Kulanz der Allianz aus. Insgesamt zahlte die Versicherung 315 Millionen Mark an geschädigte Kunden aus. Übrigens: Seit 1987 hat die Allianz das Risiko Hagel mit in die Wohngebäude- und Hausratversicherung aufgenommen, unabhängig von Sturm.

„Wie nach dem Krieg“ – schilderten Hausbesitzer das Ergebnis. Der Hagel zerlöcherte nicht nur die Hausverkleidung, sondern auch vermeintlich stabile Rollläden

Ob im Südosten von München oder in Ebersberg – Hagelkörner türmten sich auf dem Boden, ähnlich wie hier, manchmal sogar 20 Zentimeter hoch