Die Kunst, mit Vögeln zu jagen
Regio Südost / / / November 2017
Warum Vertreter Thomas Schreyer so gut mit Greifvögeln umgehen kann, wie der Freisinger Falkner wurde, und warum er und seine Agentur-Partner dieses immaterielle Weltkulturerbe fördern.

Mit Gerfalke Asslack im engen Kontakt: Vertreter Thomas Schreyer aus Freising, der schon mit vier Jahren Greifvögel pflegte und auswilderte.
aum nimmt er den noch jungen Gerfalken Asslack auf die linke Faust, scheinen die beiden eins zu werden. Er sitzt ruhig auf Thomas Schreyers Lederhandschuh, vertraut ihm. 950 Gramm pure Eleganz. Auf dem Kopf eine arabische Falkenhaube, an den Füßen das Geschüh. Schreyer streicht Asslack übers Gefieder und schreitet mit ihm übers Feld, nahe dem oberbayerischen Attaching. „Hier wäre ein ideales Gelände, um mit einem Anwarterfalken zu jagen“, sagt der gebürtige Freisinger, der sein gut besetztes Niederwildrevier mit seiner Drahthaarhündin Hummel hegt. „Es kribbelt mir schon in den Fingern, mit Asslack zu beizen – also zu jagen – und ihm zuzusehen, wie er sich in die Lüfte hochschraubt. Das macht die Faszination des Falknerns für mich aus.“ Aber Asslack bleibt auf der Faust. Erstens ist heute „nur“ ein Allianz Fotoshooting. Denn Schreyer und seine Sozietätspartner Susanne Niedermaier und Uli Heyne spenden gemeinsam mit der Allianz Umweltstiftung Aktion Blauer Adler insgesamt 2250 Euro an den Deutschen Falkenorden. Und zweitens hat die Anwarterfalknerei – jene Falknerei mit dem Hund – in Deutschland ein Manko: „Freilebende Niederwildbestände haben sich durch Monokulturen in der Landwirtschaft drastisch reduziert.“ Daher ist die Anwarterfalknerei in Deutschland in Perfektion nahezu nicht mehr zu betreiben. Genau diese Situation war für den Allianz Vertreter der Grund, das Falknern im Jahr 2006 – sechs Jahre nach Agenturübernahme – erst einmal einzustellen. „Ich mache keine halben Sachen“, so Schreyer. Doch sein Herz pocht weiter dafür. Ebenso wie das seines Onkels Wolfgang – dem Bruder von Thomas‘ Vater Adolf –, der seit Jahren als hauptberuflicher Falkner arbeitet. Die Tradition lebt Wolfgang mit einer mobilen, artgerechten Falknerei und einer bunten Greifvogelfamilie, zu der auch Asslack gehört. „Die Jagd mit Falken, Beizjagd genannt, ist die ursprünglichste Jagdart und gehört zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO“, so Thomas Schreyer. 2016 wurde diese von der UNESCO in Deutschland geschützt. Zu groß ist die Gefahr, dass dieses seit der Antike gebräuchliche Wissen für immer verloren geht. Dass sich ein Allianz Vertreter dem seltenen Hobby widmet, ist auch eine Art Erbe. Das Erbe der ganzen Familie Schreyer.

Selfie mit den Greifen Stella und Asslack: Vertreterin Susanne Niedermaier und Vertreter Thomas Schreyer aus Freising spendeten mit der Allianz Umweltstiftung Aktion Blauer Adler 2250 Euro für den Deutschen Falkenorden. Susanne Niedermaier: „Ich fördere den aktiven und lebensnahen Naturschutz sehr gern.“
Ruhe und Geduld sind nötig
„Schon mit vier Jahren hatte ich meinen ersten Greif auf der Faust“, schmunzelt Thomas. Sein Vater, Adolf Schreyer – ab 1986 erfolgreicher Generalvertreter der Allianz –, pflegte dieses Hobby mit Bruder Wolfgang seit der Kindheit. Der Grund: Thomas‘ Großvater Adolf, Grundschulrektor und Hobby-Ornithologe, zog aus dem Nest gefallene, junge Greifvögel groß oder pflegte verwundete Habichte oder Bussarde. Der Schritt zum Falkner war logisch. Später betrieb Adolf eine Auffangstation, und auch bei Thomas wuchs die Liebe zu den Pfleglingen täglich einen Flügelschlag mehr. Er gewöhnte sie in Auswilderungs-Volieren an die freie Natur, entließ sie in die Freiheit. Mit 16 Jahren erwarb er den Jagd- sowie den Falknerschein: „Ich begann wie viele mit einem Zucht-Habicht. Zuerst gewöhnte ich ihn über die Nahrung an mich, weil zwischen den meisten Greifvogelarten und dem Menschen eine reine Futterbeziehung besteht.“ Bald flog der Habicht sehr erfolgreich auf Fasane, Enten und Kaninchen, wie in der Natur üblich. Geduldig und ruhig müsse ein Falkner sein, „kein Choleriker“. Übrigens: Greifvögel bringen ihre Beute nie zum Falkner. Die Beute wird gegen ein anderes Stück Fleisch getauscht. Bis heute gilt das um 1240 von Friedrich dem II. verfasste Fachbuch „De arte venandi cum avibus“ – „Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen“ – als Grundlage für die Jagd mit Falken.
Magie in der schottischen Heide
Thomas Schreyers Gedanken fliegen gern 1500 Kilometer nördlich, nach Schottland, zu einem einzigartigen Moment, den er nie vergessen wird: „In den Highlands suchte ich mit meiner Hündin Wisp nach Moorschneehühnern, den Wanderfalken-Terzel auf der Faust. Am Ende des Tages hatte Wisp endlich Grouse – so nennt man die Hühnerart – gefunden, aber der Stoß des Falken blieb erfolglos. Trotz wenig Chancen in der schottischen Heide, auf die Schnelle noch einmal Grouse zu finden, ließ ich den Falken weiter auf Wild warten. Ich lief mit Wisp durch die schottische Heide. Der Falke schraubte sich bald über uns weiter in die Höhe. Als der Vogel mit bloßem Auge fast nicht mehr erkennbar war, zeigte mir der Hund das Grouse an, in einem günstigen Moment konnte ich die Moorschneehühner heben und der Falke sauste in einem atemberaubenden Stoß zu Boden.
Eine Mission: für Greifvögel sensibilisieren
Aus Erlebnissen wie diesem leitet sich die Mission, die Passion der ganzen Familie – auch die von Vater Adolf Schreyer, der bis zu seinem Tod 1998 den Vorsitz des Deutschen Falkenordens innehatte – ab: „Wir wollen die Menschen, besonders jene die in der Stadt leben, aufklären. Sie für die Bedürfnisse der Greifvögel sensibilisieren.“ Darum ist uns die Spende sehr wichtig. Das Geld fließt beim Deutschen Falkenorden übrigens direkt in die Umweltpädagogik für Erwachsene, Jugendliche und Kinder.

Gemeinsam Naturschutz leben
Einfach informieren, inspirieren und Ideen einreichen. Bei der Allianz Umweltstiftung – Aktion Blauer Adler (https://umweltstiftung.allianz.de/projekte/blauer-adler/blauer-adler/). Ihr Ansprechpartner in Südost: Annemarie Schuster, Stiftungsbeauftragte der Aktion „Blauer Adler“.
E-Mail an: annemarie.schuster@allianz.de