Ein Stück Italien im Foyer
Regio Südwest / / / April 2015
Kaum eine andere Stadt ist so eng mit der Geschichte des Automobils verwoben wie Stuttgart. Daher widmet sich eine Ausstellung im Foyer der Allianz in der Uhlandstraße dem Thema „Kfz-Versicherung im 20. Jahrhundert“.

Walther Frielitz (M.), langjähriger Allianz Generalvertreter in Sindelfingen mit seiner AWO Simson aus dem Jahr 1956. Beide stammen aus Thüringen
er Siegeszug des Automobils in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat nicht nur die Gesellschaft verändert, sondern auch das Gesicht der Allianz. Um die Jahrhundertwende waren Versicherungen in der Regel Unternehmern und anderen Mitgliedern der höheren Gesellschaftsschichten vorbehalten. Mit der Kfz-Versicherung stieg die Allianz zum ersten Mal in ein Massengeschäft ein. Was viele nicht wissen ist, dass es der später in die Allianz aufgegangene Stuttgarter Verein war, der im Jahr 1899 erstmals die Unfall-, Haftpflicht- und Karambolage-Versicherung für Autofahrer anbot. „Mit der Ausstellung ‚Kfz-Versicherung im 20. Jahrhundert‘ möchten wir an die lange Tradition unseres Standorts erinnern“, sagte der Stuttgarter Allianz-Repräsentant Rainer Hagenbucher bei der Eröffnung im Foyer der Uhlandstraße.

Allianz Repräsentant Rainer Hagenbucher (r.)
und Ausstellungsmacher Armin Falkner
bei der feierlichem Eröffnung
Initiator der Ausstellung ist der Allianz Pensionär Armin Falkner, der schon seit einigen Jahren in der Uhlandstraße eine Sammlung von Erinnerungsstücken des Stuttgarter Vereins und der Allianz pflegt. Gemeinsam mit den Auszubildenden Pia Schlüter und Michelle King stellte er in den vergangenen Monaten die Exponate zusammen und gestaltete Schaubilder und Informationstafeln. „Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass sie von Allianzern für Allianzern gemacht ist“, unterstreicht Falkner. Personal, Interne Dienste, Vertrieb – ja sogar Pensionäre hätten sich eingebracht, um eine sehenswerte Schau auf die Beine zu stellen. Falkner: „Auch die Kollegen aus der Reinsburgstraße sind herzlich eingeladen, sich die Ausstellung anzusehen.“ Ziel sei es schließlich auch, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln.
Zeitgemäßer Service mit zeitgemäßer Technik
Wie sich die Zeiten geändert haben, zeigt allein schon der Blick auf die Kfz-Tarife. Mit dem schmalen Büchlein, das noch bis Ende der Woche in der Ausstellung zu sehen ist, käme man heute nicht mehr weit. Auch die Sofortbildkamera, einst das wichtigste Werkzeug des Allianz Schadenaußendienstes, ist zum Museumsstück geworden. „Unsere Fundstücke zeigen, wie es die Allianz stets geschafft hat, mit den richtigen Hilfsmitteln einen zeitgemäßen Service zu bieten“, sagt Falkner. „Gerade in einer Zeit, in der die Digitalisierung die Versicherungsbranche umkrempelt, sollten wir uns verdeutlichen, dass diese Aufgeschlossenheit gegenüber der Technik schon immer ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Allianz war“, ergänzt Hagenbucher.
Die bewundernde Blicke der Mitarbeiter ziehen besonders die historischen Fahrzeuge auf sich. Falkner konnte sich dafür auf die Unterstützung von motor- und geschichtsbegeisterten Allianzern verlassen. Sie vertrauten ihm ihre Oldtimer nicht nur an, sondern kamen auch am Wochenende in die Uhlandstraße, um beim Aufbau zu helfen. So gehört etwa der knallrote VW-Käfer (Baujahr 1960) seinem Bruder Michael Falkner, der in der Uhlandstraße für die Technische Betreuung arbeitet. Gekauft hat er ihn 1993 in einem erbarmungswürdigen Zustand und dann nach und nach liebevoll restauriert. Entsprechend behutsam musste das gute Stück durch den Besuchereingang beim Allianz Mitarbeiterservice manövriert werden.

Keine Chance – durch die Drehtür passt er nicht

Im Eingangsbereich ist Millimeterarbeit gefragt
Weit weniger kritisch war da schon die Ankunft von „Giovanni“, dem Fiat 500 von Verena Gentner. Der kleine weiße „Elefantenrollschuh“ aus dem Jahr 1967 suchte sich wie von selbst ein Plätzchen unter Palmen in der Sonne. „Es war eine echte Urlaubsliebe, die uns in Rimini zusammengebracht hat“, so die Allianzerin, die für den Kunden- und Bestandsservice arbeitet. In den Sommermonaten ist sie seither in der Regel mit "Giovanni" auf der Piste, mit dem sie auch in der Autostadt Stuttgart bislang noch immer irgendwo einen Parkplatz finden konnte. Der Kaufvertrag und "Giovannis" original italienische Dokumente sind ebenfalls noch bis Ende der Woche in der Ausstellung zu sehen. Auf dem Weg ins Betriebsrestaurant machen zwei historische Motorräder von Gilera und eine Moto Guzzi das Italien-Gefühl perfekt.

Alle mal mit angefasst: So gehen Lösungen!
Gute Stimmung mit Itsy Bitsy
Die elegante Moto Guzzi „Monza“ in Metallic Blaugrau gehört Michael Tandl, Gruppenleiter bei Interne Dienste. Auch im Alltag ist er gerne mit dem Motorrad unterwegs, dann allerdings mit einer jüngeren Schwester von „Monza“. Die Gilera gehört dagegen zur Sammlung des pensionierten Allianz Vertreter Walther Frielitz aus Sindelfingen, der gleich drei Motorräder für die Ausstellung in die Uhlandstraße gebracht hat. Obgleich ein begeisterter Pferdesportler, fürchtete er sich vor dem Leerlauf, als er in den Ruhestand ging. „Deshalb habe ich mir mit den Motorrädern eine neue Beschäftigung gesucht.“ Aus seinem Fundus stammt eine Horex Regina aus dem Jahr 1954 sowie eine AWO Simson aus dem Jahr 1956, die er aus seiner Heimat Thüringen in den Westen mitbrachte - samt Allianz Versicherungsschein.

Ordnung muss sein – auch ein flotter Käfer braucht einen Besucherausweis
Für gute Stimmung beim Aufbau sorgten Klassiker wie „Zwei kleine Italiener“ und „Itsy Bitsy Teenie Weenie“. Sie ertönten aus den Jukeboxen, die der ehemalige Allianz Vertreter Walter Gall aus Böblingen und Stefan Gutjahr zur Verfügung stellten, der für die Allianz Haustechnik in der Uhlandstraße verantwortlich ist. „Die Blaue Wurlitzer habe ich entdeckt, als sie völlig verdreckt und zugemüllt in der Ecke eine Dorfkneipe stand“, erzählt Gutjahr, der viel Herzblut in die Restaurierung gesteckt hat. Zum Glück war sie noch voll funktionsfähig und das Frontgitter noch intakt. „Das ist keineswegs immer der Fall, denn häufig haben die Kneipenbesucher früher dagegen getreten, wenn das Geldstück geklemmt hat“, so der Elektriker. „Streng genommen sind sie ja nicht motorisiert, aber sie strahlen schon die Atmosphäre der Nachkriegsjahre aus“, unterstreicht Ausstellungsmacher Falkner.

„Giovanni“ ante portas – mit Besitzerin Verena Gentner und zwei Mitarbeiterkindern

Nur ein Zylinder, aber viele Männerträume: Die „Regina“ von Horex aus dem Jahr 1954

Die Moto Guzzi „Monza“ mit ihrem Besitzer Michael Tandl und Ausstellungsmacher Armin Falkner

Ein Bild von einer Maschine: Die elegante „Monza“ lässt bis heute das Herz von Motorrad- und Designfans höher schlagen
ist noch bis zum 24.04.2015 während der üblichen Büroöffnungszeiten zu sehen.