Die Helfer von St. Nikolaus
Regio Südwest / / / Dezember 2014
„Der Nikolaus ist eine Respektsperson“, stellt Chantal Wadlan klar. Ihm – und Kindern in Not – hilft sie in der Vorweihnachtszeit fleißig.

Briefe schreiben, Briefmarken verkaufen, Stempel ausgeben – im Weihnachtspostamt St. Nikolaus geht es in der Adventszeit rund. Gut, dass der Nikolaus so fleißige Helfer wie Chantal und Thomas Wadlan hat
t. Nikolaus ist in der Vorweihnachtszeit ein wirklich schwer beschäftigter Heiliger. Bis zu 20.000 Briefe aus aller Herren Länder erreichen ihn allein im Postamt St. Nikolaus im Saarland. Gut, dass der Freund aller Kinder so fleißige Helfer hat wie Nebenberufsvertreter Thomas Wadlan und dessen Ehefrau (und Bürokraft) Chantal Wadlan.
St. Nikolaus, das ist der legendäre Bischof von Myra. St. Nikolaus ist aber auch ein kleiner Ort in der Gemeinde Großrosseln, nahe Saarbrücken. 16.000 bis 20.000 Kinder schreiben seit 1966 jedes Jahr einen Brief an das Nikolauspostamt. Dieses Weihnachtspostamt betreibt der Verein Festausschuss St. Nikolaus. Mitglieder sind unter anderem Nebenberufsvertreter Thomas Wadlan (47) und seine Frau Chantal (45).
Die Alte Schule in St. Nikolaus beherbergt während des Jahres die Jugendgruppe, die AWO und den Ortsvorsteher. Zur Weihnachtszeit eröffnet dort die Nikolauspost. Helfer schmücken das Gebäude. Bauen Buden auf (hier ist Thomas Wadlan mit dabei). Helfer verkaufen Glühwein und heiße Schokolade (gibt es auch bei Thomas Wadlan). Freiwillige beantworten alle – wirklich alle! – Briefe der Kinder.
„Manch Kinder schicken ihre Wünsche. Andere schreiben zum Beispiel: „Lieber Nikolaus, meine Eltern lassen sich scheiden. Was soll ich machen?“, erzählt der Nebenberufsvertreter und Vater. Die Freiwilligen geben sich bei so schwierigen Fragen besonders große Mühe. Briefe schreiben – das überlassen Thomas und Chantal Wadlan aber anderen Mitgliedern des Festausschusses. „Bekannte von uns beantworten diese Briefe. Ich wollte auch mithelfen im Postamt. Aber jeden Abend drei Stunden Briefe schreiben – das schaffe ich nicht, neben der Arbeit in der Agentur“, sagt die 45-Jährige. Stattdessen verkauft sie seit acht Jahren Briefmarken.

Wohlfahrts- und Weihnachtsmarken, versehen mit dem Nikolaus-Sonderstempel, sind heiß begehrt
„Ich freue mich jedes Jahr auf das Nikolauspostamt. Im November bin ich schon ganz hibbelig: Wann ruft der Festausschuss an? Wir machen dann die Termine aus, an denen ich arbeite“, erzählt sie. Dann verkauft sie Wohlfahrtsbriefmarken – dieses Jahr sind Hänsel und Gretel das Motiv. Und Sonderbriefmarken, die den Nikolaus zeigen. Dazu gibt es auch noch den begehrten Stempel des Weihnachtspostamts. Philatelisten lieben St. Nikolaus. „Ich habe immer am 5. und 6. Dezember Dienst. Und ich treffe dabei jedes Jahr dieselben Leute. Seit Jahren sitze ich da. Und immer kommt ein älterer Herr rein, ein leidenschaftlicher Briefmarkensammler, und sagt: Ach, wenn ich Sie sehe, da geht die Sonne auf.“
Besonders am Nikolaustag ist in Großrosseln so richtig was los. Der Heilige fährt in der Kutsche vor. Es gibt einen Empfang. Und wenn der Nikolaus dann die Post betritt, stehen alle stramm. „Der Nikolaus ist für mich eine Respektsperson“, sagt Chantal Wadlan mit strengem Blick. Dass der Ort so zusammenhält, das findet das Ehepaar toll. Und natürlich, dass Geld für einen guten Zweck gesammelt wird. 321.978 Euro hat der Nikolausausschuss in den vergangenen Jahrzehnten eingenommen und komplett an wohltätige Einrichtungen – vor allem für Kinder – gespendet. Kinder mit Krebs, Kinder mit Mukoviszidose, Kinder ohne Eltern… „Vor kurzem ist bei uns in der Gegend das Haus einer Familie mit drei Kindern abgebrannt. Der Festausschuss hat sofort 500 Euro gespendet“, erzählt die gebürtige Französin. Dass sie anderen helfen können und gleichzeitig dazu beitragen, ihren Heimatort zu repräsentieren, finden die Wadlans toll.
Und für alle, die nun Lust bekommen haben, dem Nikolaus zu schreiben, lüften wir nun das Geheimnis seines Wohnorts. Post bitte an:
Heiliger Nikolaus
66531 St. Nikolaus
