Mit Spaghetti Deutsch lernen
Regio Südwest / / / Mai 2016
Salz, Nudeln oder Seifenlauge – beim Experimentieren lernen Flüchtlingskinder in Lahr spielend Deutsch. Ein Leuchtturmprojekt, das dank dem Verein Allianz für die Jugend und Vertreter Rainer Bruder strahlt.

„Seifenblasen züchten“ – Vereinsleiter Joachim Lerch zeigt den Kindern wie das geht und erklärt dann warum.
as macht Seifenblasen extragroß? Wie entsteht ein Tornado in der Wasserflasche? Oder ein Haus ganz aus Spaghetti? Solche Fragen machen allen Kindern Spaß – und die natur-wissenschaftlichen Experimente dazu erst recht. So ist es nicht verwunderlich, dass auch zwanzig Flüchtlingskinder aus dem Wohnheim in Lahr im Schwarzwald ganz aufgeregt kichern. Denn sie wissen genau: „Heute ist wieder ,Experimente-Tag'!“. Etwa alle sechs Wochen findet der hier statt. Dann kommen Mitarbeiter des Vereins „Science und Technologie“ aus dem rund 35 Kilometer entfernten Teningen vorbei. Und die haben immer spannende Tests mit „Wow“-Effekten im Gepäck. Diesmal wollen alle lustige Spaghetti-Häuser bauen. Mit Heißkleber, Nudeln und viel Fantasie. Im Sprachgewirr von kurdisch, arabisch und syrisch ist es für die Vereins-Pädagogen gar nicht so einfach, zu mahnen, dass alle mit dem Kleber vorsichtig sein müssen. Denn, wie erklärt man mit Händen und Füßen das Wort „heiß“? Vereins-Mitarbeiterin Nora Kelm baut da auf die Mitarbeit der Mädchen und Jungen: „Die Kinder übersetzen sich die Wörter auch untereinander. Und was schön ist: Ihre Fragen stellen sie bereits auf Deutsch. Sie lernen neue Wörter rasend schnell.“

Spendenscheck-Übergabe beim Experimentieren: Vertreter Rainer Bruder (hinten l.), Vereins-Vorsitzender Joachim Lerch, Mitarbeiterin Esra Mandaci – und Flüchtlingskinder mit ihren Spaghetti-Häusern
„Die Jüngsten brauchen uns besonders“
„Aua“, tönt es dann doch einmal zwischendurch. Aber der Schmerz ist schnell vergessen. Denn die Drei- bis 16-Jährigen tauchen mit Freude rund zwei Stunden lang in die Welt der Wissenschaft ein, weit weg von ihren Alltagssorgen. Teils schauen ihnen dabei sogar Mamas und Papas zu. Ganze Familien lernen so spielend neue Deutschvokabeln, mit allen Sinnen. Deutschlandweit einmalig ist das. „Ein echtes Leuchtturmprojekt“, sagt der Verein. Es erstrahlt dank der Allianz. Denn der Vertreter Rainer Bruder aus Lahr und der Verein Allianz für die Jugend realisierten es mit einer gemeinsamen Spende von insgesamt 4500 Euro. Davon werden nun zehn „Experimente-Tage“ im Lahrer Flüchtlingsheim finanziert. Wie spaßig es hier zugeht, erlebt Rainer Bruder beim Spaghetti-Hausbau nun hautnah. Der Vertreter, der sich seit jeher für mehr soziale Gerechtigkeit und gegen Kinderarmut einsetzt, sagt begeistert: „Wie die Kinder sich freuen. Da geht mir das Herz auf. Weil gerade die Jüngsten unter den Flüchtlingen besonders unserer Hilfe brauchen, darum engagierte ich mich für das Projekt.“ Nicht das erste Mal: Im vergangenen Jahr lud er junge Flüchtlinge aus Afrika zu seinem Allianz Kickerturnier ein.

„Wow“ staunen die Kinder über den selbstgebauten „Tornado“. Der ist aus zwei Flaschen, Wasser, Luft und einer Kreisbewegung entstanden