Strandpiraten entern Blaue Lagune
Regio Süwest / / / September 2015
Bunte Schirme, zwei Rennboote, eine Yacht. Wie ein Vertreter aus Ludwigshafen motorisch behinderten Kindern einen Tag Wasserspaß schenkte – und dabei Unglaubliches erlebte.

Schiff ahoi!
onnig ist es und heiß. Vertreter Michael Becht steht im Rheffenthal, nah am Rhein, und überlegt: Na, werden die Kinder der Mosaikschule sich heute wohlfühlen? Die Hitze aushalten? Gut, schon seit 2003 – mit Beginn seiner Selbstständigkeit – organisiert er „Soziale Tage“, immer mithilfe des Vereins Allianz für die Jugend e. V. Aber das diesjährige Projekt war noch eine Spur anspruchsvoller in den Vorbereitungen, bedurfte mehr der Planung. Über seine Lebenspartnerin Regina Happel erfuhr er im Frühjahr von der Mosaikschule Ludwigshafen, die Kinder mit motorischen Behinderungen fördert. Und Becht fand die Idee sofort klasse, mit den Kleinen einen Tag auf dem Wasser und im Naturschutzgebiet Blaue Lagune zu verbringen. Er betreibt ja seit 1998 eine Wasserskischule mit Booten und Jetski. Ein Mann, ein Wort, ein Mann der Tat: Becht organisierte und telefonierte gemeinsam mit Regina Happel: Betreuer und zwölf Kinder wollten schließlich gut untergebracht und dabei vor allem die verschiedensten Behinderungen berücksichtigt werden. Seine Agentur bestellte bunte Schirme, Snacks, Geschenke und integrierte einen Kanuverleih gleich mit. Bechts Anspruch: „Den Kindern einen unvergesslichen und so weit möglich aktiven Tag zu bieten.“
Einen Moment sprachlos
Dann ist es so weit: Drei Schulbusse brausen an, und Becht hilft, die Kinder in die Boote zu tragen. Sitzen alle gut? Dann heulen die Motoren auf, der Wind fährt ihnen durch die Haare, und die Kinder lachen und kreischen. Becht ist gerührt, besonders, als für Lehrer und Betreuer Unerwartetes geschieht: Ein Mädchen, das nicht gehen kann, stemmt sich auf, steht. Und ein Junge, der sonst unter schweren epileptischen Anfällen leidet, hat keinen einzigen. Bäume, Altholz, die Inseln der Blauen Lagune ziehen vorbei. Die Boote tuckern gemütlich, die Kinder sind selbstvergessen glücklich. Aber einen Wunsch haben sie dennoch. „Wir wollen auf den Rhein“, betteln sie. Becht und die anderen Bootsführer nicken sich zu, drehen die Motoren höher und biegen raus aufs große Wasser. „Schneller“, rufen die Kinder.
Vertreter schwimmt mit Kindern
Zurück in der Blauen Lagune, grüßen am Sandstrand rot-blau-gelbe Hula-Sonnenschirme und laden zum Picknick ein. Kleine Plüschtiere liegen für die Kinder auf Decken bereit. Und damit die Betreuer auch mal eine Pause haben, nehmen Becht, er selbst ist DLG-Rettungsschwimmer, und seine Begleiter die Kinder später mit ins Wasser. Sie schwimmen mit ihnen, chauffieren sie auf Luftmatratzen und fahren mit einem Jungen im Kanu. „Goldig, wie die sich freuen, so lebenslustig. Das lässt eigene Probleme wirklich klein erscheinen“, sagt Becht. Die Sonne neigt sich, es geht zurück. Becht hat der Tag „so viel Spaß gemacht, wie immer, wenn ich helfen kann“. Den Kindern auch – auf seiner Facebook-Seite schreiben und danken Tage später noch die Eltern der Kinder, Lehrer, gute Kunden. Lob, das auch der FD Neustadt und GSL Frank Lederle gilt, der Allianz Caps und Handtücher sponserte. „Dass wir etwas abgeben, weil es uns besser geht, ist unser Motto“, sagt Becht. Er lebt es gern.