Der „Herr Kaiser“ aus Köln
Region Plus / / / Mai 2016
25 Jahre Versicherungsverkäufer, davon 15 Jahre im Bankenvertrieb. Hobbymusiker, Karnevalist und engagiert für die Lebenshilfe Rhein-Erft-Kreis e.V.. Christian Zingsheim ist ein Hansdampf in allen Gassen.

us der Kindertagesstätte „Käthe Kraemer“ in Frechen Buschbell können nun 24 Kinder mit erhöhtem Förderbedarf nach Herzenslust „snoezelen“. Anfang April überreichte Christian Zingsheim, Allianz Sachversicherungsspezialist (SVS) im Bankenvertrieb Commerzbank der KiTa-Leiterin einen Spendenscheck der Stiftung Allianz für die Jugend e.V. in Höhe von 714 Euro. Mit dem Geld konnten u.a. ein Trampolin, eine Schaukelbanane und eine Hängehöhle für den neuen Snoezelraum angeschafft werden.
Der Begriff „snoezelen“ setzt sich aus den holländischen Wörtern „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern) und „doezelen“ (dösen, schlummern) zusammen. Snoezelen wurde in den 70er Jahren in Holland als Freizeit- und Erlebnismöglichkeit für behinderte Menschen entwickelt. Heute wird diese Therapieform weltweit bei Menschen mit psychologischen oder physiologischen Problemen angewandt. Gesnoezelt wird in Kitas, Schulen, Firmen, Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Energie durch Musik
In seiner Freizeit unterstützt Zingsheim als Vorstandsbeisitzender die Lebenshilfe Rhein-Erft-Kreis e.V. Der gemeinnützige Verein bietet zahlreiche Angebote für Menschen mit geistiger Behinderung. Darunter auch die Kindertagesstätte „Käthe Kraemer“. Doch das Engagement des Verkäufers für die Lebenshilfe geht über das Spendensammeln hinaus. Seit fünf Jahren bietet der Hobbymusiker im „Club 80“, einem Freizeitangebot für Behinderte, mit seinem Keyboard regelmäßig einen zweistündigen Workshop an. „Diese Abende machen mir einen Riesenspaß“, sagt er. „Nach einer halben Stunde sind meine Akkus wieder vollgeladen – egal wie anstrengend der Tag war.“ Es sei toll zu sehen, wie die Leute beim gemeinsamen Musizieren aufleben. Zingsheim berichtet: „Eine spastisch gelähmte Frau ist häufig sehr in sich versunken wenn sie in ihrem Rollstuhl hereingefahren wird. Doch sobald sie mit einer Rassel ein flottes Lied begleitet, lebt sie auf. Am Ende gehen alle Teilnehmer mit neuer Energie nach Hause.“
Einen engen Bezug zu Menschen mit Handicap hat Zingsheim von klein auf. „Ich hatte das Glück eine gemischte Schule zu besuchen, an der in einigen Kursen gesunde und behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet wurden. Damals ein Novum. Ein behinderter Junge wurde mein bester Freund.“ Berührungsängste hat Zingsheim also nicht.
„Zingsi darf nicht gehen“
Offenherzig und ehrlich wie er ist – eben ganz „ne kölsche Jung“ – kann er einfach gut mit Menschen. Einmaliger Beleg dafür ist eine Postkarten-Aktion während seiner 10-jährigen Vertriebstätigkeit in einer Dresdner Bank-Filiale der Kölner Südstadt. Als die Banker von einer eventuellen Versetzung „ihres“ Allianzers hörten, organisierten sie hinter seinem Rücken eine Postkarte mit dem Schriftzug „Zingsi darf nicht gehen“ und sandten diese unterschrieben an Regionalleiterin Nicole-Annegret Zimmermann. „So konnte ich noch ein paar Jahre in der Filiale bleiben“, berichtet er stolz.
Nun betreut Zingsheim eine Region westlich von Köln. Auch hier ist er gut angekommen – vertrieblich und menschlich. Er ist überzeugt, dass beides untrennbar miteinander verbunden ist: „Man muss sich auch persönlich in die Teams einbringen.“ Bei acht zu betreuenden Filialen sei dies nicht immer einfach, räumt er ein. „Jedes Team ist anders. Aber wenn es in einer Filiale nicht so gut läuft, versuche ich trotzdem am Ball zu bleiben und die Mitarbeiter durch innovative Ideen in persönlichen Gesprächen zu überzeugen.“
„Komm‘ens her, ich brauch en Doppelkaat“
Wesentlicher Erfolgsfaktor ist für Zingsheim Kontinuität. Nicht nur bei der Zusammenarbeit mit der Bank, sondern vor allem auch mit den Kunden. Die Erfahrungen seiner Zeit in der Kölner Südstadt haben ihm gezeigt: „Wer mich kennt und weiß wie ich arbeite, empfiehlt mich auch gerne weiter.“ Nur zu gerne erinnert er sich: „Ich habe immer am Großmarkt bei den Obst- und Gemüsehändlern geparkt und mit ihnen auch mal einen Chai oder Kaffee getrunken. Irgendwann war ich bekannt wie ein bunter Hund und wenn ich über die Straße ging, fühlte ich mich manchmal wie der Herr Kaiser aus der Werbung. Einmal ging oben ein Fenster auf und ein Kölner Original rief herunter: „Zingsheim, komm’ens her, ich brauch en Doppelkaat“ (Doppelkarte: elektronische Versicherungsbestätigung (eVB), Anm. d. Red.). Eine tolle Zeit, in die ich langsam wieder reinkomme. In diesem Jahr haben schon ein paar wildfremde Menschen angerufen, die mit mir über ihre Absicherung sprechen wollten. „Mein Einsatz zeigt also Wirkung.“
Sein vertriebliches Knowhow und seine zahlreichen Kontakte zu Firmenkunden nutzt Zingsheim auch für sein Ehrenamt bei der Lebenshilfe. Beim Spenden sammeln – aber auch beim Organisieren für einen Karnevalsumzugs in Frechen Bachen, an der die Lebenshilfe mit Menschen mit Behinderung beteiligt ist. Doch dazu mehr wenn es wieder heißt: Die Jecken sind los! Eines ist jedenfalls sicher, zum Snoezelen hat Zingsheim keine Zeit.